Man muss Kai Diekmann und sein Blatt nicht mögen (und wir tun dies wirklich nicht, weil bürgerlicher Anstand und "Bild" sich einfach nicht vertragen). Aber es ist schon ein spannender Vorgang, wenn sich Kai Diekmann vom Chefkommentator der "Welt am Sonntag" öffentlich wüst beschimpfen lassen muss. Alan Posener, ein echter Alt-68er mit linksextremer Vergangenheit und irgendwie stolz darauf, nun bei Axel Springers den Renegaten geben zu dürfen, echauffiert sich ganz offiziell auf der "Welt"-Kommentarseite ausgiebigst über Diekmanns neuestes Buch. Diekmann hat darin geschrieben: „Das Erbe der 68er hat uns in eine Sackgasse geführt. Es wird Zeit, endlich umzukehren.“
Daraufhin schlägt Alan Posener (Spitzname: "APO"; Konzernchef Mathias Döpfner hatte ihn vor Jahren persönlich in den Verlag geholt) zu:
"Die 68er haben K.D. gezwungen, Politiker zu wählen, die haltlose Versprechen abgaben. (Wen meint er? Den Mann, dessen Autobiographie er als Ghostwriter mitverfasste? Den Mann der „blühenden Landschaften“?) Die 68er haben K.D. gezwungen, Verantwortung zu scheuen. (Was meint er damit?) Die 68er haben K.D, gezwungen, als Chefredakteur der Bildzeitung nach Auffassung des Berliner Landgerichts „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer“ zu ziehen. Die 68er zwingen ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten Instinkte der Bild-Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig auf der Papst-Welle mitzuschwimmen. Die 68er zwingen ihn, eine Kampagne gegen die einzige vernünftige Reform der Großen Koalition zu führen, die Rente mit 67. Die 68er zwingen ihn… aber das wird langweilig. Hier die Kurzfassung: ich bin’s nicht, die 68er sind’s gewesen. Das ist jämmerlich. Wenn man etwas macht, soll man dazu stehen, oder aber es lassen. Man kann nicht die Bildzeitung machen und gleichzeitig in die Pose des alttestamentarischen Propheten schlüpfen, der die Sünden von Sodom und Gomorrha geißelt." usw, usf...
Daraus lernen wir:
1. Die Linke behält ihre Gossensprache - egal wo sie schreiben darf.
2. Mathias Döpfner stößt an die Grenzen seiner tollen liberalen Öffnung seines Verlages nach Links.
3. Kai Diekmann hat nicht nur ein Umzugsproblem, sondern irgendwie auch keinen guten Stand im eigenen Haus.
Nachtrag: Und irgendwann hat dann heute morgen auch einer von den "Welt"-Oberen mal die eigene Seite gelesen - und schwupps, ist der Posener-Text verschwunden, mitsamt einem halben Dutzend liebevoller Leser-Kommentare...
Dienstag, 8. Mai 2007
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