Donnerstag, 30. August 2007

Die Hinrichtung des Bürgermeisters

Schon bemerkenswert: die in Mügeln vor sich hinschreibende Journaille hat das Recherchieren inzwischen ganz offenbar weitestgehend eingestellt. Nicht in das Schema "rechtsextremer Nazi-Mob jagt unschuldige Ausländer durch die halbe Stadt" passende Fakten werden generös übersehen, verschwiegen und erlangen nicht jene nationale Aufmerksamkeit wie jedes andere denkbare Detail, das irgendwie auch mit dem angeblichen Pogrom zu tun hat. Die Meldung, daß die Staatsanwaltschaft keinen Hinweis auf eine organisierte rechtsextreme Tat hat, erschien allein in einer Schweizer Zeitung - obwohl von einer deutschen Nachrichtenagntur verbreitet. Noch weiß man nichts über den genauen Tathergang, auch nicht über die Täter - aber natürlich alles über ihre Motive.
Dafür findet das mediale Pogrom seit Tagen statt, der Bürgermeister von Mügeln kommt gerade recht. In einem Interview äußerte er heute seine eigene, freie Meinung - eine Todsünde:

"Ich verurteile jede Form der Gewalt auf das schärfste! Aber es ist schon ein Unterschied, ob die Inder unschuldig und aus fremdenfeindlichen Motiven überfallen, gejagt und dann verprügelt wurden, wie das jetzt von den meisten Medien dargestellt wird. Oder ob sich in einem Festzelt eine an sich unpolitische Prügelei entsponnen hat – an deren Entstehen die Inder überdies möglicherweise einen Anteil hatten. Und die dann in einer Flucht mündete, in deren Verlauf aus Wut dumme und unsägliche Parolen gerufen wurden – wobei noch nicht einmal geklärt ist, ob das wirklich die Tatbeteiligten waren oder irgendwelche trittbrettfahrenden Zaungäste. Ich sage nicht, daß es so war, ich sage nur, keiner weiß, ob es vielleicht nicht so war, und deshalb hat auch keiner das Recht, in dem Fall vorschnell politisch zu urteilen."

"Ich habe den Eindruck, viele Journalisten wollen das gar nicht hören. Nachdem sie die Geschichte von der rechtsextremen Hetzjagd so schnell rausposaunten, haben sie jetzt natürlich das Problem, daß sie als die Blamierten dastünden, wenn sie jetzt alles zurücknehmen müßten."

Wahrscheinlich war dieser Satz ebenso wahr wie er zugleich Deuses größter "Fehler" war. Denn die Medienmaschinerie stürzte sich sofort auf ihn. Nicht seine differenzierten Aussagen wurden wiedergegeben, sondern allein die Tatsache, daß er das Interview der "Jungen Freiheit" gegeben hatte - gerade so, als dürfe man dies nicht tun (daß dies auch Peter Glotz, Jörg Schönbohm, Egon Bahr, Rolf Hochhuth, Hans Apel, Ernst Benda, Ezard Schmidt-Jorzig und dutzende anderer unbestreitbarer Demokraten zuvor getan haben, zählt jetzt natürlich nicht). Und somit durfte von Deuses Interview nur ein einziges Zitat überleben:

"Ich zum Beispiel bin stolz darauf, Deutscher zu sein."

Exakt hatte Deuse gesagt:

"Warum können wir Deutsche eigentlich nicht – so wie das doch 2006 zur WM sehr schön gelungen ist – unverkrampft zu uns selbst stehen? Warum dürfen nicht auch wir mal unseren Nationalstolz zeigen? Ich zum Beispiel bin stolz darauf, Deutscher zu sein, aber wenn ich das sage, lande ich ja schon wieder in der Ecke. In anderen Ländern, etwa in Frankreich, ist man wie selbstverständlich von rechts bis links stolz darauf, Franzose zu sein. Das ist doch schön."

Hier wittert das linke juste milieu nun die Chance, endlich Rache zu nehmen für die positive Stimmung rund um die Fußball-WM 2006. Der Satz "Ich bin stolz darauf, ein Deutscher zu sein" darf ganz offenbar nicht gesagt werden. "Spiegel online" hetzt sofort fleißig los und zündelt fleißig: "Deuse redet sich um Kopf und Kragen".
(Unfreiwillig) ziemlich gut beobachtet - es geht nämlich in den nächsten Tagen um nichts anderes als eine öffentliche Hinrichtung.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich warte nun nur noch sehnlichst darauf, dass unsere Empörungs-Claudia auch noch die Staatsanwaltschaft der "Verharmlosung" bezichtigt! Schließlich könnten ja alle im Osten unter einer Decke stecken, ja, Rechstradikale in der Richterkanzel sitzen!