Montag, 10. September 2007

Karrieren Prominenter

Bemerkenswertes dokumentiert der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe, in der er über den Prozess gegen die Anführer der linksextremen "RAF"-Terrorbande berichtet. Diese verhöhnten das Gericht systematisch:

Nach endlosem Vorgeplänkel wollte der Vorsitzende Prinzing am 26. Prozesstag mit der Vernehmung zur Person beginnen. Die Angeklagten weigerten sich mitzuspielen.

"Ich will gehen", sagte Ulrike Meinhof.

"Sie haben die Pflicht, als Angeklagte hierzubleiben."

"Ich lass mich doch nicht zwingen, du Arschloch!"

"Frau Meinhof, ich stelle fest, dass Sie mich eben mit Arschloch, mit ,du Arschloch' angesprochen haben."

"Nimmst du das vielleicht mal zur Kenntnis ..."

Nach geheimer Beratung mit seinen Kollegen erklärte Prinzing: "Die Angeklagte wird für den heutigen Verhandlungstag ausgeschlossen, weil sie den Vorsitzenden ,du Arschloch' genannt hat."

Besonders spannend aber ist zu lesen, wie sich die Verteidiger der Terroristen einließen, wie sie agitierten, hetzten und höhnten - und wer sie waren:

Es gab viele solcher Szenen, und sie trugen erbitterte und zugleich kabarettistische Züge. Zuweilen spielten die Wahlverteidiger mit. "Heil Prinzing!", rief Raspes Verteidiger Rupert von Plottnitz dem Vorsitzenden Richter zu. Später war er grüner Justizminister in Hessen.

Otto Schily, Wahlverteidiger von Gudrun Ensslin, stellte Vergleiche zwischen einem möglichen Bombenanschlag auf das Reichssicherheitshauptamt der SS und den Attentaten der RAF auf US-Einrichtungen in Deutschland an:

"Das sind die gleichen Bilder: das jüdische Kind im Ghetto, das mit erhobenen Händen auf SS-Leute zugeht, und die vietnamesischen Kinder, die schreiend, napalmverbrannt dem Fotografen entgegenlaufen nach den Flächenbombardements. Und um diese Frage geht die Beweisaufnahme: ob man solche Mordaktionen dulden oder verschweigen durfte oder ob es gerechtfertigt war, gegen die Mechanismen und gegen die Apparatur, mit der solche Mordaktionen durchgeführt wurden, vorzugehen."

Ist es nicht schön, daß man in diesem Land auch mit rechtsstaatsfeindlichen Haßparolen noch Jahre später Karriere machen kann - solange sie nur im Namen der Weltrevolution ausgespuckt werden?

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