Dienstag, 24. Februar 2009

Gazprom schickte Schröder nach Teheran!

Gerhard Schröder muss sich in den letzten Tagen besinnungslos gelacht haben, wenn er die deutsche Presse anschaute. Diese war nämlich völlig damit beschäftigt, die politische Dimension Schröders Reise nach Teheran, wo er u.a. die Spitze der Holocaust-leugnenden islamistischen Diktatur besuchte, zu interpretieren - eine klassische Blendgranate. Hohe Regierungsbeamte mit SPD-Parteibuch bestückten sogar bürgerliche Journalisten mit "vertraulichen" Infos, die diese brav und exklusiv aufschrieben, um die Erregung über diesen Aspekt der "privaten" Reise immer weiter zu treiben.
Dabei hätte ein wenig Nachdenken auch den letzten Hauptstadtkorrespondenten in Berlin aus dem "Einstein" aufscheuchen und auf das bringen können, was die Spatzen in Schröders lupenreinem Freundeland Russland von den Dächern pfeifen: Der Ex-Kanzler war keineswegs wegen seines "alten Freundes", eines Neurochirurgen, nach Teheran gereist.
Sondern:

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat gestern die iranische Hauptstadt Teheran besucht. Über den Besuch Schröders als Vorsitzenden des Aktionärsausschusses der Nord Stream AG berichtet die Tageszeitung „Kommersant“ am Freitag. Die Nord Stream AG wurde als Betreibergesellschaft für die Nordeuropäische Gasleitung zum Gastransport von Russland durch die Ostsee nach Deutschland gegründet.

So meldete es die Nachrichtenagentur RIA Nowostis am 20. Februar um 15.03h - sogar in deutscher Sprache. Und die russische Quelle sagt auch ganz offen, warum Schröder verreiste:

Sein Besuch fiel mit den Verhandlungen, die die EU mit Iran über dessen Teilnahmen am Nabucco-Projekt bzw. am Bau einer Pipeline, die Gas aus Zentralasien nach Europa unter Umgehung Russlands transportieren soll, zusammen. Schröder gilt als Freund des Iran, deswegen wird er möglicherweise versuchen, die Islamische Republik dazu zu bewegen, eine eventuelle Abmachung mit der EU abzulehnen und sich stattdessen dem South-Stream-Projekt zuzuwenden.

Im Klartext: Der deutsche Bundeskanzler hintertreibt im Auftrag Russlands die sichere Energieversorgung Europas mit einer eigenen Pipeline.

Danke, russische Presse - von den deutschen Kollegen konnte (oder wollte?) bisher keiner darüber schreiben...

Umso bemerkenswerter, was der stv. Regierungssprecher Steg am Montag, 23.2., vor der Bundespressekonferenz ausführte:

"Sie weisen zu Recht darauf hin, dass Gerhard Schröder eine private Reise in den Iran unternommen hat. Von dieser Stelle kommentieren wir private Reisen nicht ausführlich. Er ist nicht im Auftrag der Bundesregierung gereist. Er hat diese Reise weder organisatorisch noch inhaltlich mit dem Bundeskanzleramt vorbereitet. Das Bundeskanzleramt war über seine Reiseabsicht allerdings früh unterrichtet. Er hat diese Reiseabsicht angezeigt. Wie alle Alt-Bundeskanzler muss er gewissermaßen einen Reiseantrag stellen. Dieser wird im Kanzleramt eingereicht, sodass dort schon seit geraumer Zeit bekannt war, dass er beabsichtigt, eine private Reise in den Iran zu unternehmen."

Hm, komischer "Dienstreiseantrag", offenbar ohne Angabe des Zwecks der Reise. Steg weiter:

"Was die Inhalte betrifft, so nehmen die Bundesregierung, das Bundeskanzleramt, die Bundeskanzlerin an, dass Gerhard Schröder dort Gespräche auf der Linie der in der Bundesregierung gemeinsam festgelegten, abgestimmten Haltung zum Iran geführt hat. Die Berichterstattung lässt erkennen, dass er entsprechende Positionen dort vertreten hat."

Danke. Schröder hat ganz offenbar die Bundesregierung nicht über (alle) seine Gesprächsthemen informiert... Oder wie wäre diese Mitteilung sonst zu verstehen?

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