Umso seltsamwer ist, wie "Der Spiegel" mit einem bemerkenswerten Text Mosebachs umging, der im heutigen Heft zu lesen ist. Er handelt davon, "warum der Papst tun musste, was er tat" - und wird von der Redaktion so klein wie möglich gehalten.
Wie macht man das als zeitgeistkonformer (Kampf-)Blattmacher?
1. Man stellt den Essay nicht vorne im Heft zu dem Bündel an anderen Texten, die sich (meistens hetzerisch) mit dem Thema befassen, sondern lädt ihn hinten, auf Seite XXX ab - wo ihn keiner sucht, vermutet oder findet.
2. Man stellt ihn nicht online - obwohl jeder andere Kleinmist sofort ins Netz bei "Spiegel online" gestellt wird.
3. Man gibt keine Vorab- oder Agenturmeldung heraus, in der man die wichtigsten Thesen referiert...
Dies alles drei zusammen geschah mit Mosebachs Text, der einfach nur das audiatur et altera pars bedeutet - und etwa Folgendes ausführt:
"In den letzten Tagen war immer wieder zu hören, der Vatikan sei unfähig, seine Anliegen der Öffentlichkeit zu vermitteln. Und es stimmt sicher: Hätte man etwa bei Bekanntgabe der Aufhebung der Exkommunikation zugleich betont, Bischof Williamson bleibe bis auf weiteres suspendiert, hätte es bei den Gutwilligen weniger Erregung gegeben. Aber man darf nicht unterschätzen, dass mehr als dreißig Jahre vernachlässigter Religionsunterricht auch bei gläubigen Katholiken schwarze Löcher der Ahnungslosigkeit hat entstehen lassen, die keine noch so geschickte Pressearbeit zu schließen vermag. Weite Kreise wissen vom Papst nur, dass er für die Menschenrechte und gegen die Kondome ist. Gern wird verkündet, die Kirche dürfe "nicht hinter das Zweite Vatikanische Konzil" zurückgehen, aber wenige denken an die Widersprüchlichkeit und die Auslegungsbedürftigkeit der wichtigsten Texte dieses Konzils.
Bemerkt niemand, dass der Papst mit seiner großzügigen Aufhebung der Exkommunikation gerade der Konzilstheologie entsprochen hat? Die Wiederherstellung des sakralen Gesichts der Kirche muss den meisten "weltlichen" Beobachtern ein fremdartiges und unverständli- ches Ziel bleiben. Dass die Wiedergewinnung der liturgischen Identität ein großes Opfer wert sein könnte, werden wahrscheinlich erst spätere Generationen begreifen. Aufbauen geht eben langsamer als einreißen."
Wie unsouverän, wie kleingeistig - und wie ängstlich die Negationisten aus Hamburg doch sind...
2 Kommentare:
Dem Kommentar und Mosebach kann man nur zustimmen.
Aber da sind sie wieder die "Negationisten" - die Verhandler?
Vielen Dank für das Schreiben dieses, es war unbelieveably informativ und erzählte mir eine Tonne
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