Die Bilder sind schrecklich, die uns aus Kundus erreichen. Ein Brandanschlag mit einem benzinbeladenen Kleinlaster hat die Polizeistation in Schutt und Asche gelegt. Beamte und zufällig anwesende Zivilisten kamen in großer Zahl zu Tode. Der US-Oberbefehlshaber in Afghanistan, Stanley McChrystall, zeigte sich wütend über das Versagen der deutschen Schutztruppe, die es offensichtlich nicht verstanden habe, den Vorfall zu verhindern. Dies, obwohl sie eine perfekte Chance dazu gehabt hätte, wie er einem Reporter der „Washington Post“ erklärte. Die „wichtigste Aufgabe der Soldaten“ sei der „Schutz der Bevölkerung“.
Tage zuvor hatten die Taliban zwei Tanklastzüge der Deutschen entführt. Obwohl der Bundeswehr bekannt war, dass die Lastzüge im Morast des Kundus-Flusses steckengeblieben waren und damit ein leichtes Ziel darstellten, hatten die Deutschen auf die Anordnung eines Luftschlags verzichtet.
Dies nutzten afghanischen Aufklärern zufolge die Taliban dazu, das Benzin auf kleinere Fahrzeuge umzuladen. Dabei haben ihnen bislang unbestätigten Berichten zufolge Bewohner eines vier Kilometer entfernten Dorfes geholfen. Die Deutschen aber hätten nichts getan, so McChrystall, obwohl ihre Garnison nur sechs Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt gewesen sei.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung verteidigte die deutsche Untätigkeit damit, dass man nicht hundertprozentig habe ausschließen können, dass sich auch Zivilisten am Ort aufhielten. Nach einer Güterabwägung hätten sich die Verantwortlichen entschlossen, nicht einzuschreiten.
(Hans Heckel in der Preußischen Allgemeinen Zeitung)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen