Montag, 12. Februar 2007

Keine Wahlfreiheit für Familien

Die aktuell laufende groß angelegte Revision der Familienpolitik in Richtung sozialdemokratischer Staats-Fürsorge-Politik bedarf scharf hinhorchender Ohren. Nur dann fällt auf, wovon in er dröhnenden Debatte nicht mehr die Rede ist: vom "Kindeswohl" und von der "Wahlfreiheit für Eltern." Beide Begriffe werden verdrängt zugunsten einer einseitigen, allein auf die idealerweise voll-erwerbstätige Mutter ausgerichtete Propaganda.
Ist ja auch logisch: Wer wollte Eltern schon erklären, daß es das Beste für alle 0-3jährigen Kinder sei, tagsüber in Krippen leben zu müssen? Hierzu passt eine Analyse der Psychologin und Psychanalytikerin Ann-Kathrin Scheerer sehr gut:

"Kinder, die man zwar füttert, aber nicht liebt, können verhungern. Und Liebe in den ersten Lebensjahren braucht eine körperliche Vergewisserung durch Anwesenheit, weil kleine Kinder ein inneres Bild von der Mutter noch nicht sehr lange aufrechterhalten können. Sogar ein einjähriges Kind erkennt - je nach vorheriger Qualität der Beziehung - seine Mutter mitunter schon nach wenigen Tagen der Trennung nicht mehr, und solch ein früher Objektverlust hinterläßt eine erschütterte seelische Struktur, die sich nur mit größter Anstrengung innerhalb einer heilsamen Beziehung erholen kann. Aus den 1930er und 1940er Jahren stammen Forschungen aus Kinderheimen, die schon damals eindrucksvoll belegten, daß eine verläßliche Bindung an ein- und dieselbe Pflegerin mit hinreichend gutem Einfühlungsvermögen das Leben des Kindes selbst unter Bedingungen des Nahrungsmangels unvergleichlich mehr schützt und fördert als eine streng-disziplinierende oder wechselnde Pflege bei ausreichender Ernährung.

Daß die ersten drei Lebensjahre die wesentlichen sind für die Etablierung des sogenannten Urvertrauens, für eine stabile psychische Struktur mit individueller emotionaler Sicherheit, ist inzwischen nicht nur den psychoanalytisch Informierten bekannt. Mit dem Urvertrauen - das Wort legt es immer so ein bißchen nahe - werden wir nicht geboren, wir müssen es erst erwerben und dafür brauchen wir eine körperlich enge, bedürfnisbefriedigende Beziehung zur einer affektregulierenden, spiegelnden Mutter, die vor innerseelischen Erschütterungen durch zu große Erregungsmengen wie Angst und Geborgenheitsverlust schützt. Egal, wie gut eine Kinderkrippe ausgerüstet, eine Pflegeperson ausgebildet ist - sie kann aus Sicht des Babies nur eine beängstigende Notlösung sein, die psychisches Wachstum zunächst erschwert oder behindert statt fördert. Aufgrund der enormen neuronalen Plastizität, also der Anpassungsfähigkeit des menschlichen Gehirns gerade in der sehr frühen Lebenszeit kann sich das Kind schnell an aversive Umstände anpassen, und gerade die besonders gut angepaßten, pflegeleicht genannten Kinder, die das Schreien schon aufgegeben haben, sind seelisch mitunter die am stärksten gefährdeten."

Mütter und Väter spüren dies (und sehen sich unterstützt von neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen). Wer also würde es auf sich nehmen, der Öffentlichkeit die für die von der Leyen'schen Ideologen peinliche Tatsache zu erläutern, daß nur 20 Prozent aller Mütter Vollzeiterwerbsarbeit während der Kindererziehungsphase für "ideal" halten?

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich persönlich bin ja ebenfalls der Meinung, dass ein Kind die ersten Jahre am besten so weit als möglich in der eigenen Familie aufwachsen sollte. An der Diskussion, oder der hiesigen Auslegung stört mich allerdings auch einiges.

Wenn man hier von Wahlfreiheit redet, muss es auch die Möglichkeit einer Wahl geben und die besteht für eine Mutter die weiter und möglichst schnell erwerbstätig bleiben möchte eben bei Leibe nicht flächendeckend.

Und die zitierte Untersuchung beginnt gleich mit einem Paukenschlag: "Kinder, die man zwar füttert, aber nicht liebt, können verhungern." Typisch Deutscher geht es nicht, Kindergrippen oder Kindergärten werden in Deutschland offenbar nicht als Ort begriffen, an dem sich Erzieherinnen um ihre Schützlinge liebevoll kümmern, sondern als reine Verwahranstalten für die Kleinen. Erwerbstätigen Müttern einreden zu wollen sie würden für ihre eigene Karriere ein Kind verwahren lassen, ist nicht viel besser als jenes was hier an der neuen Familienpolitik kritisiert wird.

Anonym hat gesagt…

Na, deswegen sind ja im übrigen europäischen Ausland die Kinder so verwahrlost.

Wie hier schon jemand in den Kommentaren des Blogs schrieb: Frankreich, Schweden, Dänemark (9 von 10 Kindern unter einem Jahr wird dort in einer Krippe betreut) - alles Emotionskrüppel.

Die im zitierten "Telegraph"-Artikel genannten "neuesten wissenschaftlichen Untersuchung" bezieht sich übrigens explizit auf "INADEQUATE day nurseries".
No point here.

Anonym hat gesagt…

"Tatsache [...], daß nur 20 Prozent aller Mütter Vollzeiterwerbsarbeit während der Kindererziehungsphase für "ideal" halten".

Leiderleiderleider hast Du nur vergessen, zu erwähnen, dass im Gegensatz hierzu 97% der Männer Vollzeiterwerbsarbeit während der Kindererziehungsphase für "ideal" halten... wäre das nicht mal ein Thema für einen aufrecht empörten Aufschrei?

Anonym hat gesagt…

MTV 2010Awards

Grüß euch

Wir stimmen wieder absolut nicht überein mit der diesjährigen MTV 2010Awards Entscheidung.

Bitte besucht unsere kleine Abstimmung

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Lady Gaga kann doch wirklich nicht besser sein als ACDC

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Nächstes Jahr 2011 muss wieder unbedingt um einiges gerechter werden.

Anonym hat gesagt…

Servus!

Was fuer eine WM! Ist es moeglich, dass die Schweiz immer besser als Oesterreich sein wird?

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Die Weltmeisterschaft ist auf jedenfall jetzt schon besser als Japan 2002!