Bemerkenswerter Zensur-Vorstoß im Europarat: Auf der Tagesordnung der kommenden Parlamentarischen Versammlung steht ein skandalöser Entschließungsantrag, der sich mit den "Gefahren der Schöpfungslehre" befasst. Ausdrücklich sollen kreationistische Theorien und auch die Auseinandersetzung mit "intelligent design" als "unwissenschaftlich" aus Schul- und Lehrplänen verbannt werden. Es handele sich lediglich um "theologische Positionen". Die europäischen Staaten sollen aufgefordert werden, sich "dem Lehren des Kreationismus als eine wissenschaftliche Disziplin auf gleichberechtigter Basis wie die Evolutionstheorie zu widersetzen" und "generell der Präsentation kreationistischer Theorien in jeglicher Lehrdisziplin außer in Religion zu widerstehen".
Im Klartext:
1. Die Evolutionstheorie soll eben keine Theorie mehr sein, sondern offizielle Lehre Europas.
2. Ihr allein wird "Wissenschaftlichekit" zuerkannt.
3. Jegliche abweichende Meinung und Theorie wird als "unwissenschaftlich" denunziert.
4. Und aus dem öffentlichen Debattenraum verbannt.
5. Schüler und Studenten sollen nicht mit abweichenden Meinungen konfrontiert werden.
Daß eine französische Sozialistin einen solchen dikatorischen Schwachsinn vorträgt, ist ja zu erwarten, daß Deutschland da nicht widersteht, leider zu befürchten.
Freitag, 22. Juni 2007
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3 Kommentare:
Eins vorneweg: meiner Meinung nach sind weder Kreationismus noch ID wissenschaftliche Theorien. Sie haben deshalb auch nichts im Naturwissenschaftlichen Unterricht verloren.
Aber:
1. Wie kommen diese Abgeordneten darauf, der Kreationismus sei ein in Europa ernstzunehmendes Problem?
2. Wenn es in einigen Ländern so sein sollte, warum müßte das europaweit geregelt, behandelt, diskutiert werden.
3. Warum muß das überhaupt politisch behandelt werden?
Und was hat man von solchen Sätzen zu halten:
4. "If we are not careful, creationism could become a threat to human rights, which are a key concern of the Council of Europe."
Da würde mich mal interessieren, wie diese Bedrohung aussehen soll. Und was ist mit den blutig Konsequenzen, die ein (falschverstandener) Evolutionismus schon über die Welt gebracht hat?
5. "The theory of evolution has nothing to do with divine revelation but is built on facts."
Also, ist Offenbarung schon per se kein Faktum mehr?
6. "Advances in medical research with the aim of effectively combating infectious diseases such as AIDS are impossible if every principle of evolution is denied."
Ich glaube, die Leute überschätzen etwas die Bedeutung der Evolutionstheorie. Und wohl gemerkt "if every principle ... is denied" ... selbst die krassesten Kreationisten gestehen doch meist eine Mikroevolution zu.
7. "The war on the theory of evolution and on its proponents most often originates in forms of religious extremism which are closely allied to extreme right-wing political movements."
Über die Verbindung von Darwinismus und rechten Gruppen schweigen wir mal lieber (siehe 4.)
8. Der wissenschaftsgeschichtliche Abriß ist auch recht interessant. Zuerst:
"In all periods of history, people have wondered about their origins and the origin of the Earth. Where have we come from? Religions claim to provide them with answers ... This belief in an omnipotent “God Creator” ..."
um dann so zu enden:
"two camps that faced one another: those who were convinced that Darwin had to be opposed in order to defend Christian theology and those who thought that the theory of natural selection would enable humankind to put an end once and for all to the theoretical foundations of “religious obscurantism”."
Also gibt es nur zwei Optionen: entweder Kreationismus oder, da ja der Text die Identifikation des traditionellen Schöpfungsglaubens mit "religiösem Obskurantismus" nahelegt (der Kreationismus entstand ja erst als Reaktion), der religionsfeindliche Darwinismus.
Auch bezeichnent ist der Satz "It should be pointed out that the human being is just one of the links in the long chain of evolution.", der allein Punkt 13 ausmacht. Die Frage ist, warum das so herausstellen? Und wohin ist denn der Mensch ein Verbindungsstück?
Und so weiter, und so weiter ... den Rest erspar ich mir.
Das ist ganz schön salopp was der Europarat da meint, und genauso salopp finde ich es, die Evolution und die Schöpfung als Gegenpole zu behandeln. Da in der Linkliste für konservative Seiten kath.net aufgeführt ist (übrigens eine sehr gute Website), nehme ich an, der Autor des Blogs ist Katholik, so wie ich auch. Uns beiden sollte bekannt sein, dass weder Kreationismus/Intelligent Design noch der blanke, gottlos-atheistische Darwinismus war sind.
Der Europarat hat insofern Recht, dass er Kreationismus als unwissenschaftlich bezeichnet, er liegt aber auch insofern falsch, dass der nackte Darwinismus befürwortet wird.
Ich bin der Überzeugung, dass Evolution und Glaube wunderbar miteinander vereinbar sind, wozu ich gerne auf den Wikipediaartikel "Evolution and the Roman Catholic Church" hinweisen, der sehr ausführlich durch Fakten und Zitate gefestigt ist.
Mich verblüfft vor allem die Hysterie mit der der Europarat eine angebliche Gefahr anprangert. Wo war denn der letzte Kreationistenanschlag? Ich halte eine durchdachte Evolutionstheorie durchaus für mit dem Christentum vereinbar - aber mein Eindruck ist, dass man hier einfach jegliche religiöse Überzeugung (oder mindestens die christliche) aus dem politischen Bereich verbannen will. Gelänge das, wäre es eine Katastrophe.
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