Entsetzt und fassungslos sitzen wir gerade vor einem Dokument deutscher Geschichtsvergessenheit. Unter der Überschrift "Sie schrieb Songs für Stars wie Thomas D, Yvonne Catterfield, Xavier Naidoo und Joy Denalane" wird die Initiative "step21" in der aktuellen Zeit:
"Popstar Selma (18) ist tot. Selma starb, weil sie Jüdin war. Doch ihre sehnsuchtsvollen Gedichte sind geblieben."
Die Anzeige wirbt für einen Schreibwettbewerb von "step21", gefördert vom Bundesfamilienministerium. Auf der Homepage lesen wir:
"Selma starb 1942 im Alter von 18 Jahren grausam in einem SS-Arbeitslager. Und das nur, weil sie Jüdin war. In ihren tief bewegenden Gedichten schrieb Selma bis zuletzt über Liebe, Sehnsucht, Träume und Angst. Ihre bewegenden Gedichte sind geblieben und wurden zuletzt vom Verlag Hoffman und Campe veröffentlicht und als CD von Sony herausgegeben. Stars wie Thomas D., Xavier Naidoo vertonten ihre Texte. (...) Ausgangspunkt des Wettbewerbs ist das Leben der Selma Meerbaum-Eisinger. Selma wurde 1924 in Czernowitz (Bukovina) geboren und schrieb bereits im Alter von 15 Jahren ergreifende Gedichte über die erste Liebe, die Sehnsucht nach Freiheit, über ihre Träume und Ängste. Aus dem Ghetto ihrer Heimatstadt Czernowitz wurde sie 1942 von den Nazis in das Arbeitslager Michailowska deportiert, in dem sie noch im selben Jahr verstarb."
Wie krank muss eigentlich eine Gesellschaft sein, die den Mord an einem jüdischen Mädchen durch die Nationalsozialisten instrumentalisiert, und frech dreist behauptet, als habe es "Songs für Stars" von heute geschrieben? Wie geschichtsvergessen und dumm, wie peinlich anbiedernd und erkenntnisfrei, wie respektlos und schambefreit kann man eigentlich sein?
Hier bahnt sich ein Skandal an, der für Frau von der Leyen, deren Haus diese Entgleisung finanziert, gefährlich werden könnte.
Sonntag, 25. November 2007
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