Daß das nicht sehr interessierte Publikum derzeit einen massiven Richtungsstreit in der katholischen Kirche in Deutschland verpasst, wird von Tag zu Tag deutlicher. Nach dem Verlust der einseiutigen libertären Deutungshoheit über "das" 2. Vatikanum, nach dem kaum zu überhörenden Zähenknirschen nach der Wahl des im eigenen Land als persona non grata abgehandelten Joseph Ratzinger zum Papst und der weltweiten (Wieder-)entdeckung seiner Theologie und Rehabilitation seiner Kirchenpolitik, verteidigt das Milieu seine letzte Bastion. Es ist eine ihre Autorität längst nicht mehr wahrnehmende, den modischen Strömungen angepasste, weitgehend rückgratfreie und das Wort "Mission" als Affront auffassende Bischofskonferenz. Diese durfte geschwind einen Lehmann-Nachfolger wählen, der gleich zu Beginn seiner Amtszeit im ersten großen Interview einen Nebenkriegschauplatz beackerte, die Zölibatsfrage (von Erzbischof Zollitsch gibt es übrigens auch andere, sehr überzeugende Texte!).
bemerkenswert ist, daß nun der Sprecher eines Bischofs ganz offen über die Zusammenhänge spricht: Dirk Hermann Voß, der Öffentlichkeitsreferent vom Augsburger Bischof Walter Mixa, hat in der jüngsten Ausgabe der Katholischen Sonntagszeitung schwere Kritik an Kardinal Lehmann geübt wie die "Augsburger Allgemeine" berichtet. Wörtlich sagte Voß:
"Die 'Ära Lehmann' war nicht selten durch Staatsnähe, Anlehnung an den Zeitgeist und eine stets spürbare Distanz zum römischen Zentrum der katholischen Kirche geprägt: Eine Position, die vielen in jüngster Zeit neu ernannten Bischöfen zunehmend nicht mehr zeitgemäß erscheint."
Der Rücktritt von Kardinal Lehmann ist Voß zufolge "nicht ohne taktisches Kalkül" so erfolgt, dass sein Gefolgsmann Zollitsch und nicht der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx von der Bischofskonferenz gewählt wurde.
Freitag, 22. Februar 2008
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1 Kommentar:
Tja, man kann nicht alles haben: baldiger Lehmannrücktritt und einen Vorsitzenden Marx.
Aber ehrlich, der Rücktritt hat wohl wirklich etwas mit der Gesundheit zu tun.
Außerdem wäre es für einen Vorsitzenden Marx definitiv zu früh. Laßt ihn doch erstmal in sein neues Bistum einarbeiten, das ohnehin viel wichtiger ist.
Ich meine sowieso, der Vorsitz der Bischofskonferenz sollte nur eine Amtszeit bei einem Inhaber bleiben.
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