Montag, 4. August 2008

Thierse und die "Selbstkritik"

Das SPD-Vorstandsmitglied Wolfgang Thierse hat den vom Parteiausschluss bedrohten Ex-Bundesminister Wolfgang Clement zu mehr "Selbstkritik" ermahnt. Er sagte im Deutschlandradio Kultur: «Ich fände es ganz gut, wenn er einen Anfall selbstkritischer Bescheidenheit oder bescheidener Selbstkritik bekäme und sagt: Das war ein Fehler, dass
ich an dieser Stelle dazu aufgerufen habe, die eigene Partei und
ihre Spitzenkandidatin nicht zu wählen.»
Gute Idee - Thierse als gelernter DDR-Bürger dürfte wissen, wie "Selbstkritik" in sozialistischen Einheitsparteien funktioniert.
"Kritik und Selbstkritik" bedeutete: jeder durfte sagen, was zum Fortschritt (=Umsetzung der SED-Ziele) störte, und vor allem, wo er selbst Fehler hatte. Im Stalinismus führte das dann auch schon mal ins Lager. Müsste ein ostdeutscher Sozialdemokrat dass nicht eigentlich wissen?
Nun ja.

P.S.: Dass hier etwas richtig aus dem Ruder läuft, geht auch schon den ersten Sozis auf. SPD-Vordenker Tobias Dürr spricht in einem großen Essay heute schon von "Säuberung":

"Hier geht es im Kern darum, ganz bestimmte freiheitliche Grundüberzeugungen ein für allemal aus der SPD zu vertreiben. Zu besichtigen sind reaktionäre, illiberale Feinde der offenen Gesellschaft bei ihrem verbiesterten Kampf gegen Pluralität und für die ideologische Reinheit des Parteikörpers. Diese Art der Verfolgung von Abweichlertum ist historisch unter dem Begriff der „Säuberung“ bekannt. Insofern handelt es sich hier für die deutsche Sozialdemokratie tatsächlich um ein Fanal."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ist doch bald unverkennbar, dass die Sozen schon im Hafen DDR-paradiesischer Gestade eingelaufen sind. Scheuen sich nicht einmal die gleiche Phraseologie wie weiland ihre hochverehrten Vorläufer zu verwenden. Willkommen in der DDR-Light. Was ist denn auch zu erwarten von unseren "Spitzenpolitikern", die schon zu einem beängstigend hohen Prozentsatz DDR-Gehirnvollwaschgänge in allen Variationen von der Pieke auf genossen.