Sonntag, 9. August 2009

"Spiegel online": Kerkeling soll Bundeskanzler werden...

Dass "Spiegel online" nicht nur das mächtigste, sondern zugleich auch das überschätzteste und manipulativste "Nachrichtenportal" ist, meinen wir ja schon länger (und zwar auch ohne die zuweilen etwas überspannten Verschwörungstheoretiker vom "Spiegel Watch Blog").
Ein klassisches Dokument medialer Hamburger Arroganz - die überraschenderweise bereits den journalistisch-prekären Praktikantinnen, die bei SPON die "Nachrichten" zusammenhacken, zueigen wird, ist dieser Tage zu bestaunen:
Da ist "SPON" nämlich allen Ernstes davon überzeugt, daß Hape Kerkelings "Horst Schlämmer Partei" (HSP) bei der nächsten Bundestagswahl "antreten dürfe". Exakt dies behauptet das "Nachrichtenportal" höchstpersönlich in einem - inzwischen geänderten - Interview mit einer Epigonin der "Freien Union". SPON fragt diese Dame nämlich wörtlich:

"Paulis Partei darf nicht antreten, aber die von Horst Schlämmer. Ist das fair?"

SPON geht also tatsächlich davon aus, daß
- die HSP sich ordnungsgemäß zur Bundestagswahl gemeldet hat,
- sich vor dem Wahlausschuß ordnungsgemäß vorgestellt hat,
- und dort auch zugelassen worden ist.

Und diese völlig irrige Überzeugung müssen offenbar nicht nur die Interviewerin Hannah Lucas (deren - bisher? - erster und einziger Text dies auf SPON zu sein scheint - doch wohl keine Praktikantin?) und ein bearbeitender Redakteur sein, sondern auch noch Journalistengrößen wie die ressortverantwortliche Patricia Dreyer (die ihr Boulevard-Handwerk bei "Bild" erlernen durfte). Immerhin erschien das Interview an einem werktäglichen Freitag - da sind diese Journalisten alle mitverantwortlich.
Nun - kann ja mal passieren, daß man nicht weiß, daß ein Kinofilm nicht zur Bundestagswahl antreten kann. Da könnte man doch einfach einräumen, was man falsch gemacht hat, oder?
Nicht so SPON.
Dort schreibt man:

"In dem Gespräch war zunächst davon die Rede, die Horst-Schlämmer-Partei trete zur Bundestagswahl an."

So, so. In dem "Gespräch" war also einfach so "davon die Rede"...
Na, sowas.
Hat etwa die dumme Kader Loth wieder was vor sich hingebabbelt? Oder quatschte da ein Fotograf von der Seite rein? Oder murmelte ein Leser Unbotmäßiges in seinen Bart?
Nein.
Also, richtig müsste es heißen:

"In dem Gespräch hat SPON fälschlicherweise behauptet, die Horst-Schlämmer-Partei trete zur Bundestagswahl an."

Aber das geht natürlich nicht.
Wäre ja auch zu peinlich - und zu ehrlich, wenn SPON einräumen müsste, daß sie einfach von NIX eine Ahnung haben - noch nicht einmal, wenn sie Texte nicht von dpa abschreiben, sondern selbst verfassen müssen.

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