"Wenn ich mir als 'interessierter Nichtsoziologe' eine Antwort auf die traurige Frage nach der Kulturschwäche der Deutschen aus den Rippen brechen müßte, würde ich unter anderem zweierlei ins Feld führen.
Zum einen wurde der viel zu rasant vollzogene Übergang von einer christlichen zu einer atheistisch-konsumistischen Gesellschaft nicht verkraftet. Es kann nicht allein mir aufgefallen sein, daß man im Süden des deutschen Sprachraums, wo die Bindung ans Christentum noch stärker ist, flüssiger, präziser und farbiger spricht. Österreichische Jugendliche reden im Vergleich mit ihren Artverwandten aus Berlin geradezu druckreif!
Zum anderen: Ebenfalls nicht verkraftet - und, noch schlimmer, auch nicht verstanden - wurde ein Wechsel des sozial dominierenden Milieus. Bis vor wenigen Jahrzehnten war die kulturell prägende Gruppe in Deutschland die obere Mittelschicht. Heute ist es die untere."
(Max Goldt, in: Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens", S. 162)
Montag, 19. März 2007
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