Mittwoch, 11. Juli 2007

Ein perfider "Test" - wofür?

Günter Wallraff hat (mal wieder) eine seltsame Idee: Er will in der neu zu errichtenden Moschee in Köln-Ehrenfeld aus Salman Rushdies Roman „Die Satanischen Verse“ vorlesen. "Dann würden Worte des wegen vermeintlicher Gotteslästerung mit dem Tode bedrohten Schriftstellers in einem islamischen Gotteshaus erklingen", hält die FAZ fest.
Diese Idee ist perfide. Sie vermischt subtil die - menschenrechtlich und rechtsstaatlich indiskutable - "Fatwa" gegen Rushdie mit dem Schutz religiöser Gefühle, den selbstverständelich auch Muslime genießen. Wallraff ist bösartig, weil er von Gläubigen verlangt, einen von ihnen als abstoßend, gar gotteslästerlich empfundenen Text in ihren eigenen Gebetsräumen anhören zu müssen, um liberale Gesinnung zu demonstrieren. Faktisch will er, daß sie ihrem Glauben öffentlich abschwören.
Wallraff wörtlich:

„Es ist tatsächlich ein Lackmustest. Wenn diese Lesung stattfindet, und ich sorge dafür, dass sie stattfindet, dann wird von ihr eine ungemein befreiende Wirkung ausgehen. Stellen Sie sich diese Szene in der Moschee doch nur einmal vor: Es wird gelesen, manche finden das Gehörte gar nicht so schlecht, und es wird vielleicht sogar gelacht. Das würde vieles aufbrechen.“

Wallraff zeigt damit nur eines: Er hat keinerlei Respekt vor Religionen und den Gefühlen von Gläubigen. Und er hat den grundgesetzlichen Schutz der Glaubensfreiheit nicht verstanden. Solche Leute schützen uns nicht vor der islamistischen Attacke...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Niemand vermag in die Zukunft zu blicken (auch die Klimamodellierer können das nicht); dieses Mal aber wage ich dennoch, zu prophezeien, dass aus Wallraffs Lesung sehr wahrscheinlich nichts wird. Für mich ist es völlig unvorstellbar, dass der Verantwortliche einer Moschee so etwas gestatten könnte, umd ich vermute, dass auch Wallraff das weiß. Immerhin hat er es mit seinem Einfall geschafft, dass er wieder einmal in aller Munde ist (nochvor zwei Wochen hätte ich nicht sagen können, ob er überhaupt noch lebt). Was wäre wohl geschehen, wenn er vorgeschlagen hätte, Martin Luthers Polemiken gegen die Juden in einer Synagoge mit der gleichen Begründung (" ... manche finden das Gehörte gar nicht so schlecht, und es wird vielleicht sogar gelacht") vorzulesen? Ich glaube nicht, dass viel Phantasie dazu gehört, um sich den daraufhin losbrechenden Skandal auszumalen. Mit Ihrer Schlussfolgerung, dass der "Lackmustest" mehr über die Selbstgerechtigkeit und Respektlosigkeit des Herrn W. aussagt als über sein Streben nach einem interkulturellen Dialog, bin ich völlig einverstanden (Gott verzeihe mir, wenn ich ihm Unrecht tue).

Anonym hat gesagt…

Wallraffs Vorschlag bringt nichts. Jeder denkende Mensch muss Verständnis dafür haben, wenn die Moslems sich auf was nicht einlassen. Dadurch werden die eigentlichen Probleme eher verschleiert.