Hm, das Hat Frank-Walter Steinmeier aber sicher ehrlich gemeint, als er am Samstag auf dem SPD-Parteitag in Berlin öffentlich heuchelte:
"Liebe Freunde, dass ich heute hier stehe, verdanke ich Sozialdemokraten. In meinem Elternhaus war mir keine Schulkarriere in die Wiege gelegt. Ich war der erste in meiner Familie, der Abitur machen durfte, einer der ersten im Dorf überhaupt. Das alles war damals keine Selbstverständlichkeit. Es ging am Ende, weil uns in dieser Zeit sozialdemokratische Bildungspolitik Mut gemacht hat. Sie hat und Arbeiterkinder spüren lassen, dass wir willkommen sind. Sie hat Orientierung auch den Eltern gegeben, die Angst davor hatten, dass sich ihre Kinder möglicherweise an der Höheren Schule blamieren könnten."
Na, schauen wir doch mal konkret und ganz genau hin: Wie war das denn nun damals, als der kleine Frank-Walter von der Grundschule aufs Gymnasium wechselte?
1966, so sein offizieller Lebenslauf, wechselte Frank-Walterchen an das Neusprachliche Gymnasium in Blomberg. Dieser schöne Ort liegt, wie sein Heimatstädtchen, in Nordrhein-Westfalen. Bei der Landtagswahl 1958 hatte die CDU 50,5% der Stimmen gewonnen, 1962 46,4% und 1966 42,8%. Die SPD kam in den Jahren auf 39,2, 43,3 und 49,5 % der Stimmen. Kurz und knapp: NRW wurde bis 1966, dem Jahr des Schulwechsels des begabten Frank-Walter von Ministerpräsidenten der CDU regiert. Nur zwei Jahre, 1956-58, regierte ein sozialdemokratischer Ministerpräsident - in jenen Jahren wurde das Kultusministerium jedoch von einem FDP-Minister geleitet.
Wie sagte Frank-Walter nun, 42 Jahre später, in Berlin doch so schön:
"Ohne all das, ohne sozialdemokratische Bildungspolitik stünde ich nicht hier."
Dienstag, 21. Oktober 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Es geht um den Bildungsaufbruch in Deutschland, der einzog im Land.
Er bezog sich mit Sicherheit nicht auf den damals aktuellen Landesminister. Zur historischen Einordnung kannst Du auch gern nochmal folgendes Dokument sehen: http://de.youtube.com/watch?v=m44L_NBqw9U
Anonymer,
aber Schulpolitik ist und bleibt, trotz gegenteiligen verfassungsfeindlichen Anstrenungen, Ländersache.
Und auch im Bund, wo eben keine Schulpolitik gemacht wird, war die SPD erst seit 1966 mit an der Regierung.
Kommentar veröffentlichen