Die Debatte um das "C" in der Union eskaliert. Acht Monate nach ihrem ebenso maßlosen wie gezielten Angriff auf Papst Benedikt XVI. hat die CDU-Vorsitzende Angela Merkel eine interne Diskussion am Hals, die sie die letzten Monate krampfhaft versuchte, zu unterdrücken. Der bekannte Publizist Martin Lohmann hat heute einen Essay veröffentlicht, in dem er das Verhältnis von Katholiken und der CDU unter Merkel ("clever angelernte Christdemokratin") schonungslos analysiert:
"Und es gibt noch eine andere – nennen wir es mal so – Gefühlslage, die da zu beobachten ist bei den einst so treuen CDU-Wählern: Sie fühlen sich von Merkel regelrecht erpresst. Warum? Weil diese ihre ursprünglich sicherste Wählerschaft nie wirklich bedient habe und gleichzeitig zu erkennen gab, diese „müsse“ ja sowieso CDU wählen. Und genau das, genau diese Haltung scheinen nicht wenige Anhänger der Union als Arroganz empfunden zu haben. Und ein Konservativer sei leidensfähig, er schweige lange und hoffe stets wider alle Hoffnung. Doch unterschätzen dürfe man ihn nicht. Irgendwann reagiere er – überlegt, konsequent und leise. Vor allem aber: Ein Konservativer mag keine Erpressungsversuche. Erst recht nicht, wenn sie ihm eine gewisse Tumbheit zu unterstellen versuchen."
Nonchalant erwägt Lohmann, lange Jahre Ressortchef beim katholischen "Rheinischen Merkur", sogar, warum Katholiken eher die FDP wählen könnten als eine ihre christlichen Wurzeln camouflierende CDU:
"Und diese Argumentation geht so: „Auch die FDP hat Programmpunkte, die – Stichwort „Homo-Ehe“ und Stammzellenforschung – nicht in Ordnung sind. Doch im Unterschied zur Union, wo das alles auch längst zum Alltag gehört, verbrämen es die Liberalen nicht dem C. Sie vernebeln und verstecken nichts mit einem christlichen Mäntelchen. Insofern sind sie – weil der Anspruch des C erst gar nicht erhoben wird – glaubwürdiger.“ Also, so die Argumentation, seien sie das bessere „kleinere Übel“. Wer Schwarz-Gelb wolle, so sagen viele liberale Wertkonservative, werde also im Zweifel gelb wählen, damit die Tigerente ganz breite gelbe Streifen bekommt. Eine Argumentation, die man in diesen letzten Tagen vor der Wahl häufig hört."
Klar, daß so jemand sofort abgestraft gehört - am Besten, macht man ihn zu so einer Art Katholen-Hohmann.
Die in CDU-Fragen normalerweise erstklassig informierte "Rheinische Post" analysiert erst einmal kühl, wie Recht Lohmann offenbar hat:
"Auf der anderen Seite laufen die konservativen Milieus der Union im Süden und Südwesten in Scharen davon. Jeder dritte Wähler für die Union kam aus Bayern und Baden-Württemberg, wenn am Ende eine unionsgeführte Bundesregierung dabei herauskam. Aber sowohl die bayerische CSU als auch die baden-württembergische CDU liegen in den aktuellen Umfragen weit hinter den Werten früherer Wahlen."
Im CDU-Präsidium gärt es, glaubt man den RP-Korrespondenten Gregor Mayntz:
„Eine Debatte über unser C ist seit langem überfällig – nach der Wahl werden wir sie dringend führen müssen.“ Das sagt einer, der zu den bekanntesten Politikern der Republik gehört, aber damit auf keinen Fall zitiert werden möchte. Ein anderer in der Fraktionsführung bringt es auf den Punkt: „Lohmann hat einfach Recht.“ Ob er damit zitiert werden möchte? „Natürlich nicht.“ Und dann schiebt er hinterher: „Noch nicht.“ Und ein Dritter klagt: „Das geht so nicht weiter mit der Dame, wir wissen doch gar nicht mehr, was wir den Treuesten unserer Treuen sagen sollen, wofür wir denn noch stehen.“ Bei ihm kommt der Nachsatz: „Rufen Sie mich noch mal an. Nach den Wahlen.“
Atemberaubend ist, wie schnell und brutal das Fallbeil aus dem Kanzleramt Richtung Lohmann ausgelöst wurde. Georg Brunnhuber MdB, der im Bundestag katholische Abgeordnete im "Kardinal-Höffner-Kreis" versammelte, hat offenbar vor Kurzem einmal den Fehler begangen und das aktuelle Buch Lohmanns gelesen - darin bündelt Lohmann seine Kritik am verschwindenden "C" in seiner Partei.
Und beinahe wie einst in der UdSSR in den 50er Jahren lesen wir nun allen Ernstes:
"Inzwischen hat sich Brunnhuber "ausdrücklich von den Inhalten des Buches und den Behauptungen des Autors Martin Lohmann" distanziert. Schon bei der Vorstellung des Buches habe er dem Autor widersprochen und dessen Behauptungen über Merkel und die CDU "aufs schärfste zurückgewiesen". Es habe nach den Landtagswahlen keine Sitzung gegeben, auf der er mehr christliche Werte angemahnt habe. Lohmann sei in Fraktion und Partei in weiten Teilen unbekannt."
Na, dann ist ja gut. Toll, auf welchem Niveau die Debatte weitergeführt wird...
Beruhigend: Auch in einer neuen Bundesregierung unter Merkel wird das Wahrheitsministerium wohl von der Chefin selbst geführt.
Donnerstag, 24. September 2009
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3 Kommentare:
Hey - gut aufgepasst und präzise erkannt!
Was wegen der preussischen Dominanz in BRD-istan schon als selbstvertändlich hingenommen wird, ist die Überrepräsentanz der vorlauten, grosskotzigen Nordstaatler (nördlich der Mainlinie). Das Hosenanzugs-Modell ist eine besonders typisches Exemplar der Berlin/Brandenburger-Quassler-Seele. Sprödes, wortverschleissendes Gesalbader, altgescheites Plattitüdengedresche. Dazu der Nebelkrähen-Akzent dieser Region (sprich, die gepresste Stimme, häufig gutturale Artikulation)
Beispiel: „Eiens oda zwei, isch weies eienfach nischt meah weieta“
Soll heissen „Eins oder zwei, ich weiss einfach nicht mehr weiter“.
Aba, det halten die Jrossmäula aus diesa Jejend ooch noch füa richtijet deutsch.
Die „Säggsler“ (seligen Andgedenkens) wurden wääschen ihro düsslischen Ohsschbrache wänischdens ‘n wähnisch gehändseld und barodiert.
Die eher schlichten und "geerdeten" Südstaatler (im Süden und Südwesten) dürften fürwahr die Nase voll von derlei Figuren haben.
Was will man von einer Ex-DDR-FDJ-Apparatschika übrigens in Punkto "C"(DU) mehr als Camouflage erwarten. Ihre wirkliche Religion dürfte eine Art Amalgam von Sozialismus und Tittensozialismus (Feminisums), Ökologismus und einem Schus-Mu-Ku-Ismus sein.
Der Rheinische Merkur ist und bleibt eine protestantische Zeitung!
Phrasen wie Anonymus (2) hier werde ich nicht weiter dreschen, Lohmann hat Recht, da braucht es keine kraftmeierische Rhetorik.
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