Sonntag, 11. Oktober 2009

Freitag, 9. Oktober 2009

Causa Sarrazin: Selbstermächtigung der Bürger

Gut eine Woche nach der ebenso selektiven wie gesteuerten Empörung über die einfach nur zutreffenden Äußerungen Thilo Sarrazins bleibt festzuhalten: Diese causa ist der zweite schwere Schlag gegen die Linke innerhalb einer Woche. Nachdem sie die Bundestagswahl deutlicher als geahnt verloren hat, hat sie auch in ihrer zweiten, sehr viel wichtigeren Disziplin, zurückstecken müssen: Dem Disziplinieren und Ausmerzen unerwünschter Themen und Protagonisten aus dem öffentlichen Raum.
Da diesmal einige bürgerliche Medien nicht sofort umknickten (ebenso wenig wie der Gescholtene selbst), passierte Ungeheuerliches: Die Bürger fingen einfach mal an, den inkriminierten Text selbst zu lesen. Tag für Tag druckten immer mehr Zeitungen immer weitläufigere Zitate aus dem Interview ab. Selbst die Bild-Zeitung, die in den ersten drei Tagen gewohnt hetzerisch agitierte ("Sarrazin beleidigt die Hauptstadt", "Pöbel-Interview"), kippte um, als ihre Leser anfingen, sich eine eigene Meinung zu bilden, die nicht mit den sound bits der linksgestrickten Zitatewächter der Agenturen und Spiegel online gespickt wurde.
Und so bleibt zum hoffentlich bald nahenden Ende der Kampagne die Erkenntnis, daß Mut und Bürgersinn, offene Rede und Debatte, die auf dünnen Füßen wackelnde Vorherrschaft der Linken über den Diskurs zumindest relativieren können.
So scheint es auch Berthold Kohler in der FAZ zu schwanen:

"Um den Artenreichtum der Argumente, was alles nicht gesagt oder gemeint werden darf und warum, muss man sich in diesem Land nicht sorgen. Es schrumpft vielmehr der Raum, in dem noch etwas ohne Gefahr für Ruf und Existenz geäußert werden kann. Das betrifft natürlich nicht etwa die Verklärung des Sozialismus, wohl aber alles, was "rechts" ist oder auch nur sein könnte. Schon die sogar von den bürgerlichen Parteien übernommene Gleichsetzung von "rechts" mit "rechtsextrem" ist ein Beispiel dafür, wie erfolgreich die Linke in diesem Land das Spektrum dessen verengte, was noch als zulässige Ansicht gilt. Außerhalb dieses Meinungskorridors soll kein Heil sein. Wer die Herrschaft über ihn hat, herrscht nicht nur über ihn."

Ist also nach Herman, Nitzsche, Hohmann und Mixa also Schluß?
Vor diesem Irrglauben warnen wir.
Der roll back wird kommen - und er wird wohl fürchterlich sein.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Sarrazin über: Politisierte Bürokratie in Berlin

Thilo Sarrazin bekommt es nun offenbar mit eben jenen Leuten zu tun, die er in seinem famosen Interview - neben bestimmten sozialen Strukturen - ebenfalls deutlich kritisierte - was bisher jedoch weniger beachtet wurde:

„Ostberlin war das Zentrum der DDR. In Berlin lebten Hunderttausende, die dem Regime zugetan waren und für es arbeiteten, wie man heute noch an den Wahlergebnissen bestimmter Stadtviertel ablesen kann. Eine politisierte Bürokratie, Militärs, Parteiangehörige, Verwaltungsleiter, leitende Kader. Westberlin war von dynamischer Wirtschaft weitgehend entleert, die Schicht der Spitzenmanager war verschwunden, die Topentwickler der Unternehmen waren weg, es gab vor allem verlängerte Werkbänke, die von üppigen Subventionen lebten. Die Berliner Subventionswirtschaft hat es geschafft, für all das, was staatlichen Subventionen zugänglich war – wie die Freie Universität, Theater –, möglichst viele Mittel ranzuholen. Doch es ist ein Unterschied, ob man sich am Markt durchkämpft oder in einem geschützten Bereich angesiedelt ist, wo man komfortabel von staatlichen Mitteln lebt. Die leistungsorientierten Berliner gingen weg. Es kamen die Achtundsechziger und alle, die Berlin eher als Lebensplattform suchten. Menschen, die gerne beruflich aktiv waren, wurden ersetzt. Dieser Austausch führte zu einer gewissen Stagnation.“

Thierse: Tabu gegenüber Linkspartei ist weg

Wolfgang Thierse (SPD) ruft im Deutschlandfunk die Wende aus in der Zusammenarbeit der SPD mit der SED-PDS-Linken.

Moderator: Bisher galt auf Bundesebene: Nicht mit der Linkspartei, niemals!

Thierse: Ja, aber so groß ist die Veränderung nicht, und ich habe etwas dagegen, dass wir uns auf die Linkspartei fixieren. Es ist klar, nach der Wahl am Sonntag ist dieses bundespolitische Tabu weg, aber man soll es auch nicht umkehren. Es gibt auch keine Pflicht zur Koalition mit Linksparteien, sondern wir behandeln sie wie eine ganz normale, stinknormale, konkurrierende gegnerische Partei, wo immer zu prüfen ist, kann man mit ihr zusammenarbeiten, kann man mit ihr nicht zusammenarbeiten.

Herrlich - "es gibt keine Pflicht zur Koalition mit Linksparteien"...
Na, da sind wir aber froh!

Sonntag, 4. Oktober 2009

Warum schaut Ihr zu?

Kizito Chinedu Nweke, Priesterseminarist aus Nigeria, studiert an der Päpstlichen Hochschule "Leopoldinum" in Stift Heiligenkreuz bei Wien.
Er schreibt:

"In Westeuropa, nehmen wir Österreich als Fallbeispiel, gibt es seit längerem einen heftigen Sturm der Kritik am Christentum, eine antichristliche Strömung. Gläubig zu sein, wird als eine bemitleidenswerte Situation angesehen. Um es milde auszudrücken: Die meisten Christen warten hilf- und tatenlos auf die vollkommene Zerstörung des bereits angeschlagenen Christentums. Was mir Sorgen macht, ist nicht etwa, daß die Kirche schwierige Situationen nicht überleben (Mt 16:18) oder daß Christus Seine Kirche verlassen würde (Mt 28:20).
Ich mache mir über den Grad der Gleichgültigkeit Sorgen, mit der die Christen in diesem Land mit dieser
Situation umgehen. Es ist die totale Passivität, mit der die Christen der sich zerstörerisch aufbauenden Welle eines Antichristentums begegnen. Durch die Medien, vor allem durch die Tagespresse, die Magazine, das Fernsehen und das Radio, sind die Menschen tagtäglich mit Ideologien konfrontiert, denen nur starke, unterscheidende Geister und tiefwurzelnder Glaube standhalten können. Die Frage ist: Wie gehen die Christen damit um? Was haben sie bis jetzt dagegen unternommen?
Ich lese die Tagespresse und bin bestürzt über den offensichtlichen Eifer, mit dem Journalisten und Redakteure unbegründete Behauptungen
aufstellen, unlogische Schlüsse ziehen und feindselige Kritik an der Kirche und ihrer Führung üben. Die Passivität, mit der die Christen auf diese Angriffe reagieren, ohne Gewissensbisse zu haben, ist alarmierend. Warum entscheidet man sich dafür, zuzuschauen, wie Wertvolles zerstört wird, statt zu argumentieren, zu verteidigen und die Wahrheit zu verkünden - und zwar von einem rationalen Standpunkt aus? Warum sollte man sein natürliches Potential, auf negative Entwicklungen zu reagieren, nicht ausschöpfen, besonders wenn diese auf einer lähmenden Ideologie gedeihen?
Jetzt ist die Zeit aufzuwachen, jeder soll auf seine Weise und in seinem Lebensumfeld sprechen. Lest! Schreibt! Sprecht laut! Wir müssen uns
vorbereiten, weil Christus uns schon gewarnt hat: "... denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts." (Lk 16:8) Wir können diese Entwicklung nicht aufhalten, indem wir auf ein Wunder von Gott warten. Warum sollte Er ein Wunder tun, wenn Er uns schon die Fähigkeit dazu durch unseren Glauben und unseren Verstand gegeben hat?
Das Gebet ist zweifellos der erste Schritt, den wir tun müssen, aber wir dürfen es nicht beim Knien belassen. Wir müssen handeln. Wir schulden
das unseren Nachkommen. Die Menschen treten aus der Kirche aus, weil sie die falschen Antworten auf ihre Fragen bekommen, und sie bekommen die falschen Antworten von den falschen Leuten. Ein Durchschnittsösterreicher, der die Tageszeitungen liest, wird eher dazu neigen, seinen Glauben zu verlieren, als ein Glaubender zu bleiben.
Es ist
Zeit, Christus führen zu lassen. Laßt alle in eurer Umgebung merken, das hier ein Christ ist. Wo seid ihr? Was seht ihr? Was hört ihr? Was wißt ihr? Sprecht laut! Unser Schweigen ist unser Schmerz!"

Freitag, 2. Oktober 2009

Sie wissen nicht, warum...

Langsam aber sicher wird es sichtbar: Die Union weiß nicht, wozu sie sich mit dem zweitschlechtesten Wahlergebnis in der Geschichte überhaupt an die Regierung hat wählen lassen. Ihr schwant, daß die inhalts- und profilfreie Zeit unter Merkel, dei sie so schweigsam wie feige ertragen hat, ihr schwereren Schaden zugefügt haben könnte, als sie dachte. Diese Partei, die größte, die letzte verbliebene Volkspartei", weiß nicht, wie und wozu sie Deutschland regieren soll. Sie hat nur eine Vorsitzende, die weiß, daß es an Mindestlohn und Gesundheitfonds nicht rangeht.
"Government by denial", sozusagen. Oder auch: Es war doch nicht alles schlecht unter Schwarz-Rot...
Der angeblich noch vorhandene "wertkonservative Flügel" der Partei zuckt derzeit (noch?) müde. Er produziert einige bedenkenswerte Interventionen, die gleichwohl ohne Echo bleiben. Keine Verankerung oder Vernetzung in den Medien, keine profilierten Anführer, geschweige denn packende Thesen.
Immer öfter hört man, es solle eine spezifische konservative/christliche Plattform in der Union etabliert werden. Gute Idee - die zugleich zeigt, wo die Partei steht. Denn die Idee ist ja ähnlich, als wenn Gewerkschaftler sich gezwungen sähen, in der SPD eine eigene Gruppe zu gründen, um gehört zu werden...
Wie leer die Union ist, sieht man daran, dass sich dort niemand fand, der sich zu den bemerkenswerten Thesen Thilo Sarrazins über die multikulturelle Herrlichkeit Berlins äußern wollte. Oder auch nur einen qualifizierten Gedanken hat zu diesen mutigen (und verstörenden) Äußerungen wie diesen:

Die Berliner Subventionswirtschaft, die ein notwendiger Teil der Wirtschaft und Politik der Stadt bis 1989 war, hat es geschafft, für all das, was staatlichen Subventionen zugänglich war – wie die Freie Universität, Theater –, möglichst viele Mittel ranzuholen. Doch es ist ein Unterschied, ob man sich am Markt durchkämpft oder in einem geschützten Bereich angesiedelt ist, wo man komfortabel von staatlichen Mitteln lebt. Die leistungsorientierten Berliner gingen weg. Das war ein kontinuierlicher Prozeß; wer als Westberliner Schüler ein Ingenieursstudium machte und dann als Elektroingenieur arbeiten wollte, hat das zu achtzig Prozent woanders tun müssen. Es kamen die Achtundsechziger und alle, die Berlin eher als Lebensplattform suchten.

Das geht ja nun garnicht, ein Jahr nach der '68er-Heiligsprechung in den meinungsbeherrschenden Medien. Und niedlich, wei die Zeitschrift nun feige die spannenderen Passagen im Netz nicht veröffentlicht. Diese gingen etwa so, wie die "Berliner Morgenpost" referiert:

Wesentliches Problem der Stadt ist aus Sarrazins Sicht, "dass 40 Prozent aller Geburten in der Unterschicht stattfinden". Die zugezogenen Achtundsechziger und der "Westberliner Schlampfaktor" hätten Berlin grundlegend geschadet, ist die Hauptthese Sarrazins.

Doch nicht nur das, auch die Migranten sind seiner Meinung nach mitverantwortlich für das schlechte Bild der Stadt: Eine große Anzahl der Türken und Araber "hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel, und es wird sich vermutlich auch keine Perspektive entwickeln." Das gelte auch "für einen Teil der deutschen Unterschicht, die einmal in den subventionierten Betrieben Spulen gedreht oder Zigarettenmaschinen bedient hat". Für alle anderen Zuwanderer hat Sarrazin ebenfalls charakteristische Beschreibungen parat. "Die Vietnamesen: Die Eltern können kaum Deutsch, verkaufen Zigaretten oder haben einen Kiosk." Die zweite Generation sei aber integrationswillig wie die Osteuropäer. "Die Deutschrussen haben große Probleme in der ersten, teilweise auch der zweiten Generation, danach läuft es wie am Schnürchen, weil sie noch eine altdeutsche Arbeitsauffassung haben." Bei den Ostasiaten, Chinesen und Indern sei es dasselbe. "Bei den Kerngruppen der Jugoslawen sieht man dann schon eher ,türkische' Probleme." Was der Ex-Senator damit meint: "Ständig werden Bräute nachgeliefert: Das türkische Mädchen hier wird mit einem Anatolen verheiratet, der türkische Junge hier bekommt eine Braut aus einem anatolischen Dorf."

Anzeige

Bei den Arabern sei es "noch schlimmer", so Sarrazin. "Meine Vorstellung wäre: generell kein Zuzug mehr außer für Hochqualifizierte und perspektivisch keine Transferleistungen mehr für Einwanderer." Zudem würden die Türken versuchen, mit einer hohen Geburtenrate in Deutschland die Einheimischen zu übertreffen. Dazu Sarrazin - womöglich ironisch: "Das würde mir gefallen, wenn es osteuropäische Juden wären mit einem um 15 Prozent höheren IQ als dem der deutschen Bevölkerung."

Froh äußert sich Sarrazin aber über das Ende der alten "Berliner Subventionswirtschaft". Gutes könne nur von außen kommen. Jede Metropole lebe davon, dass sie Zuwachs aus der Provinz bekomme. So solle es auch mit Berlin werden. Er habe als Berliner Finanzsenator seinen Beitrag dazu geleistet, findet er. Durch Personalabbau. "Die Berliner Verwaltung ist keine gute Verwaltung, auch wenn sie etwas besser geworden ist, weil sie kontinuierlich kleiner wurde. Das war ein Beitrag zur Qualitätssteigerung." Allerdings würden Führungskräfte zu schlecht bezahlt. "Wenn ich Regierender Bürgermeister wäre, würde ich erst mal dafür sorgen, dass der Senat vernünftig bezahlt wird." Sarrazin gibt auch als Bildungsexperte Tipps: "Die Schulen müssen von unten nach oben anders gestaltet werden. Dazu gehört, den Nichtleistungsträgern zu vermitteln, dass sie ebenso gerne woanders nichts leisten sollten."