Donnerstag, 26. April 2007

Über Strafen für Terroristen

"(...) Terroristen (sind) - dem Gesetz und allen Beteuerungen zum Trotz - eben doch keine gewöhnlichen Kriminellen. Sie werden zu Freiheitskämpfern, wenn der Systemwechsel gelingt. Gelingt er nicht, haben sie in Unrechtsstaaten in der Regel ihr Leben verwirkt. In Rechtsstaaten dagegen umweht sie immer noch die Aura von Revolutionären. Wenn zur Rettung der Menschheit gemordet wird, finden sich stets Leute, die Verständnis dafür aufbringen - vor allem unter den sogenannten Intellektuellen, die eigentlich kein Blut sehen können.
Gewöhnliche Kriminelle haben deren öffentliche Fürsprache nicht. Und es gibt immerhin Mörder in Deutschland, die dreißig, ja mehr als vierzig Jahre im Gefängnis sitzen. Meist ist es ihre Gefährlichkeit, die eine Entlassung aus der Haft verhindert. In Brandenburg sitzt ein Mann wegen der Entführung und Ermordung eines Säuglings seit bald 35 Jahren im Gefängnis, die vorzeitige Entlassung hat er angeblich immer wieder abgelehnt. Wäre das auch so, wenn ihm ein Berliner Theaterintendant eine Stelle anböte, wie es im Fall Klar geschah?
Schon während ihrer Haftzeit wurden die RAF-Gefangenen durch Regierungsbesuche geadelt. Und noch heute sieht sich die Bundesregierung gezwungen, auf neue Funde und Äußerungen zu reagieren."

(Reinhard Müller, in: FAZ, 26.4.2007)


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