Dienstag, 11. März 2008

Nachrichten ohne Religion und Kirchen - und nun?

In den Hauptnachrichtensendungen des deutschen Fernsehens ist der ohnehin geringe Anteil von Religion und Kirche noch weiter gesunken. Auf diese Themen entfiel im vorigen Jahr ein Prozent der Berichterstattung in der Tagesschau (ARD/20-Uhr-Ausgabe), der heute-Sendung (ZDF/19 Uhr), RTL aktuell (18.45 Uhr), SAT.1 News (18.30 Uhr) sowie Tagesthemen und heute-journal. Im Jahr 2006 waren es noch 1,2 Prozent. Das geht aus dem InfoMonitor 2007 hervor, den die Fachzeitschrift Media Perspektiven (Frankfurt am Main) jetzt veröffentlicht hat. Von den insgesamt knapp 738 Sendestunden dieser Nachrichtenprogramme widmeten sich etwas mehr als sieben Themen aus Religion und Kirche (2006: knapp neun Stunden). Den meisten Platz räumten ihnen nach wie vor die öffentlich-rechtlichen Anstalten ein. An der Spitze lag die Tagesschau mit einem Anteil von 1,6 Prozent, gefolgt von „heute“ mit 1,3, den Tagesthemen (1,1) und dem heute-journal (1). Mit Abstand folgten RTL-aktuell und SAT.1 News mit jeweils 0,4 Prozent.
Gemessen an der Bevölkerung Deutschlands von 82,5 Millionen Bürgern stellen die Kirchenmitglieder einen viel größeren Anteil, nämlich 64,3 Prozent.

Im vorigen Jahr schaffte es nur ein kirchliches Ereignis in einem Monat unter die ersten zehn Themen der Nachrichtensendungen: Weihnachten erreichte im Dezember Rang 2. Hier lagen in Umkehrung des allgemeinen Trends die Privatsender vorn. RTL aktuell widmete dem Fest 75 Minuten und SAT.1 News 54 Minuten; in beiden Programmen bedeutete das Rang 1. Danach folgten „heute“ mit 30 Minuten (Rang zwei), die Tagesthemen mit 25 Minuten (Rang 3), die Tagesschau mit 11 Minuten (Rang sechs) und das heute-journal mit 7 Minuten (Rang 14). Insgesamt widmeten die Hauptnachrichtensendungen des vergangenen Dezembers dem Thema Weihnachten 202 Minuten (drei Stunden, 22 Minuten). Aus der Statistik geht nicht hervor, wie weit die religiöse Bedeutung des Fests der Geburt Christi eine Rolle spielte.

Diese Zahlen dürften jene Bischöfe stärken, die sich seit langem aus der babylonischen Gefangenschaft der Kirchen im öffentlich-rechtlichen System befreien und einen eigenen Fernsehkanal gründen wollen. Denn mit dem Erpressungsargument der linkskatholischen Medienmacher, Kirchen kämen im öffentlich-rechtlichen (noch) weniger vor, wenn diese etwas eigenes machten, ist wohl angesichts der oben dokumentierten Zahlen niemand mehr zu schrecken.

Wenn auch nur zwei Prozent der 48 Millionen Christen einmal in der Woche im neuen Fernsehkanal zuschaut, bedeutet dies fast eine Million Zuschauer.

1 Kommentar:

M hat gesagt…

"...babylonischen Gefangenschaft der Kirchen im öffentlich-rechtlichen System..."

Ist es nicht so, dass Nachrichtensendungen ihre Inhalte gemäß ihrer Zuschauer auswählen?

Ich glaube nicht, dass sich eine größere Anzahl Menschen mehr Religion in den Tagesthemen wünscht.