Donnerstag, 11. Dezember 2008

60 Jahre was bitte...?

Die geschichtsvergessene Hybris der heutigen Politik nimmt immer groteskere Züge an. Jüngstes Beispiel ist die Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin, auf der Außeminister Steinmeier doch tatsächlich unter dem Motto "60 Jahre Menschenrechte" antrat. Anlaß war der 60. Jahrestag der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen - aber das weiß die "Bild"Zeitung, die den spin doctor-Unsinn brav verbreitete, natürlich nicht so richtig ;-)
Denn niemand ist ja wohl ernsthaft der Ansicht, daß es vor dem Jahr 1948 keine Menschenrechte gegeben habe.
Sie wohnen zum einen jedem Menschen inne (und zwar u.a. aufgrund seiner Gottesebenbildlichkeit, was der linke Zeitgeist aber leider nicht einordnen kann bzw. will).
Und zum anderen waren die Menschenrechte schon seit gut 2500 Jahren zentrales Thema der Politik und der Anthropologie. So bezeichneten die Vereinten Nationen 1971 selbst die die Erklärung des persischen Reichsgründers Kyros II. in Babylon aus dem Jahr 539 v. Chr. als erste Menschenrechtscharta. Und schon garnicht zu reden von der Magna Charta (1215), die Zwöf Artikel von Memmingen (1525, erste Menschenrechtserklärung Europas), den Habeas Corpus Act (1679), die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich (1789), die amerikanische Bill of Rights (1791) oder dem Allgemeinen Preussischen Landrecht (1794). Die Idee, dass Menschen an sich und ohne bedingung Rechte haben, bewegt die Menschheit seit langem. Das besondere an der Charta aus dem Jahr 1948 ist der weitreichende und universelle Anspruch.

Aber nee, schon klar - ohne Sozialdemokraten und Herrn Steinmeier gäb es das alles nicht. Die haben die Menschenrechte sogar quasi erfunden und bis auf die Chinesen und die Russen dürfen auch alle sie einfordern, nicht wahr?
Dafür sind wir auch so dankbar.
Und wären es noch mehr, wenn gestern auch nur ein einziger Festredner vom Menschenrecht der Millionen ungeborenen Kinder gesprochen hätte, die in den letzten dreißig Jahren in diesem liberalen Staat, einem der wohlhabendsten Länder der Erde, aus wirtschaftlichen Gründen ermordet worden sind.

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